Geändert für Großverlage: Neben wikipedia.de auch marburg.news gegen Uploadfilter

Wikipedia auf Deutsch ist offline. Die Online-Ebnzyklopädie protestiert gegen das neue EU-Urheberrecht.
Nach dem geplanten Gesetz sollen Online-Plattformen das Einstellen urheberrechtlich geschützter Texte, Bilder, Musik und Videos präventiv verhindern. Sicher zu gewährleisten wäre das nur mit sogenannten „Uploadfiltern“. Vor dem Hochladen überprüfen sie die jeweiligen Inhalte auf mögliche Urheberrechtsverletzungen.
Maschinen bestimmen so, was Menschen ins Internet hineinschreiben oder dort in Schrift, Bild und Ton veröffentlichen können. Das ist eine massive Einschränkung der Pressefreiheit. Wer dieser neuen Gesetzgebung zustimmt, der opfert das Internet den wirtschaftlichen Interessen weniger Großverlage.
Derartige Uploadfilter müssten kleinere Plattformen von den Branchenriesen wie Google übernehmen. Damit erhielten diese Datenkraken noch mehr Macht über die Menschen als Bisher schon.
Außerdem können diese Zensurmaschinen auch irren. marburg.news hat das im Dezember 2014 selbst erfahren. Ein Video von marburgnews.tv wurde bei Youtube abgelehnt.
Marina schtekhno hatte einen Rundgang über den Weihnachtsmarkt an der Elisabethkirche unternommen. Sie filmte Buden und befragte das Verkaufspersonal nach dem Gang der Geschäfte
Dann hielt sie die kamera auf das Karrussell. Dieser Teil des Videos war dann Stein des Anstoßes. Im Hintergrund lief nämlich ein Weihnachtslied, das offenbar unter Urheberrechtsschutz stand.
Jedenfalls konnte die marburg.news-Mitarbeiterin ihr Video erst hochladen, nachdem sie diesen Teil des stimmungsvollen Rundgangs deutlich gekürzt hatte. Das Urheberrecht für die Musik bewertete der Uploadfilter von Youtube damit höher als das Urheberrecht von Schtekhno.
Ohnehin dient die sogenannte Urheberrechtsreform der Europäischen Union (EU) nicht in erster Linie den Kreativen und dem Schutz ihrer Arbeit, sondern der Bereicherung von Verwertern. Nach dem Artikel 12 des neuen Gesetzes sollen sie einen Großteil der Tantiemen erhalten, die nach höchstrichterlichem Urteil bislang ausschließlich den Künstlerinnen und Künstlern, Autorinnen und Autoren zustehen. Die großen Verlage und Medienhäuser machen damit Profit auf Kosten der Freiheitsrechte aller Menschen in Europa.
In ihrem Podcast Denkangebot hat die Leuchtfeuer-Preisträgerin Katharina Nocun alias Kattascha sich ausführlich mit dieser sogenannten „Reform“ auseinandergesetzt. Auch bei ihrem Podcast Lagebesprech hatten die Marburger Journalisten Luca Mittelstaedt, Jens Bertrams und Franz-Josef Hanke sowie der Physiker und Humanbiologe Dr. Eckart Fuchs sich damit kritisch auseinandergesetzt. Auch wikipedia.de bezieht eindeutig Stellung gegen diese freiheitsfeindliche „Reform“.
Das EU Parlament möchte über dieses neue Gesetz am Dienstag (26. März) abstimmen. CDU und SpD sind vor der Macht der Verlage eingeknickt, obwohl mehr als 5 Millionen Menschen eine Petition dagegen unterzeichnet haben. Nahezu einmütig kritisieren alle Fachleute die neue Regelung.
Doch trotz eindeutiger Festlegung gegen Uploadfilter in ihrem Koalitionsvertrag schlucken CDU und SPD die entsprechenden Regelungen auf der EU-Ebene. Bei der Europawahl am Sonntag (26. Mai) sollten sie die Quittung für dieses bürgerfeindliche Verhalten erhalten, sofern sie sich nicht vorher doch noch für Presse- und Meinungsfreiheit in Europa entscheiden.

Kommentare sind abgeschaltet.