Manche Menschen sind vergesslich. Mansche sind verlogen. Viele sind gedankenlos und einige auch grausam.
Millionenfacher Mord war möglich. Kann man das jemals vergessen?
Viele wollen vergessen. Das sei doch Vergangenheit, betonen sie. Irgendwann müsse endlich einmal Schluss sein.
Doch gerade die, die die Shoa verdrängen wollen, holen die alten Ideologien der Nazis wieder hervor. Gerade sie zeigen damit, dass der Faschismus keine Vergangenheit ist. Indem sie ein Vergessen einfordern, verharmlosen sie das Unvergessliche und Unfassbare.
Gerade in jüngster Zeit erscheinen Worte wieder im Alltag, die dort längst verschwunden waren. „Volksgemeinschaft“ ist solch ein Wort, das ausgrenzend verwendet wird, weil manche in Deutschland angeblich nicht dazubehören.
Von „deutschem Blut ist auch wieder die Rede. Dahinter steckt nicht nur die rassistische Ideologie von einer angeblichen „Überlegenheit“ des „deutschen Bluts“, sondern zugleich mit dieser Behauptung unausgesprochen auch der Anspruch, die Anderen als „minderwertig“ auszugrenzen, zu drangsalieren oder gar zu ermorden, um die „Reinheit des deutschen Bluts“ zu „bewahren“.
Wer die Sprache der Nazis wieder aufleben lässt, der kramt damit auch ihre Gedanken wieder hervor. Deshalb sollten eigentlich alle das kleine Bändchen „LTI – Lingua Tertii Imperii“ von Viktor Klemperer lesen. Darin beschreibt der berühmte jüdische Romanist aus Dresden die Sprache und die Rituale des Hitler-Faschismus.
In den 80er Jahren war dieses Buch in der Bundesrepublik nicht lieferbar. Inzwischen ist es wieder im Buchhandel verfügbar. Leider ist das derzeit auch nötiger denn je.