Wahnsinn: Jeder für sich und gegen alle anderen

Die Welt ist wahnsinnig geworden. Hass und Hetze sind an die Stelle von Menschlichkeit und Mitgefühl getreten.
Rechthaberei ohne Rücksicht auf Verluste prägt vielfach die Politik. Das britische Parlament lehnt den Vertrag zum Brexit ab und meint, nun fiele ihm ein besserer in den Schoß. Donald Trump erklärt einfach alle Verträge zur Makulatur, die seine Vorgänger geschlossen haben und die ihm nicht passen.
„America first“, zetert Trump und riskiert einen monatelangen Regierungsstillstand, weil er unbedingt 5 Milliarden US-Dollar für eine Mauer an der Grenze zu Mexiko bekommen will. Die Bedienten der Regierung repräsentieren für ihn dabei offenbar nicht Amerika, denn sie und ihre persönliche Situation ohne Entlohnung stellt er rücksichtslos hintan.
Die „Festung Europa“ fordern die Innenminister Horst Seehofer und Matteo Salvini ebenso wie Jean-Claude Juncker und die meisten anderen Regierenden in der Europäischen Union (EU). Aus purem Populismus lassen sie auf dem Mittelmeer Tausende jämmerlich ersaufen. Aber das sind ja meist „nur“ Afrikaner!
An der „Wirtschaftskompetenz“ von Annegret Kramp-Karrenbauer zweifeln einige ihrer „Parteifreunde“. Was sie unter „Wirtschaftskompetenz“ verstehen, veranschaulicht der mit diesen Zweifeln unausgesprochen wieder ins Rennen gebrachte Gegenkandidat von „AKK“ um den Parteivorsitz: Friedrich Merz macht Millionen mit skrupellosen Geschäften auf Kosten „Kleiner Leute“ und sich selbst aus dem Staub, wenn es dann an die Arbeit geht.
Ungebremster Egoismus kennzeichnet offenbar nicht nur das Verhalten vieler Menschen, sondern inzwischen auch die Politik. Das kann so weit gehen, dass politische Gegner daran glauben müssen wie erst kürzlich der Danziger Stadtpräsident Pawel Adamowicz.
Die Verrohung der Debatte hat vor Allem die sogenannte „Alternative für Deutschland“ (AfD) vorangetrieben. Verantwortlich dafür sind aber auch Fernseh-Talkshows, die Hetzern wie Thilo Sarazin und Lutz Bachmann wiederholt eine Plattform für ihre plumpen Parolen populistischer Menschenverachtung geboten haben und leider immer noch bieten. Bedauerlicherweise gibt es aber auch viele Leute, die sich selbst als „Linke“ bezeichnen, die sich der Sprache der Nazis oder ähnlicher Schimpfwörter bedienen.
Klare Haltung bedarf klarer Ansagen. Wer aber Respekt gebenüber allen Menschen vertreten möchte, muss das auch in seiner Sprache ausdrücken. Eine humanistische Ethik bedarf auch einer humanen Ausdrucksweise.
„Sprache ist eine Waffe“, schrieb einst der Satiriker Kurt Tucholsky und zeigte damit – vielleicht nur in böser Vorahnung – schon ein wichtiges Element des heraufziehenden Faschismus auf. Eine entwaffnende Sprache sollte darum das Ziel aller Menschen sein, die dem Hass und der Hetze entgegentreten wollen. „Freiheit ist auch die Freiheit der Andersdenkenden“ warnte Rosa Luxemburg und ließ ihr Leben vor 100 Jahren, weil andere genau das nicht respektieren wollten.

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