Offenbar: Nachrichten offenbaren so ihren Offenbarungseid

„Offenbar“ ist das neue Modewort der Nachrichtenredaktionen. Unüberprüfte Faktenlagen werden damit häufig auf inkorrekte Weise kaschiert.

Das Wort „offenbar“ beschreibt Tatsachen, die bei näherer Betrachtung ersichtlich sind. Benutzt wird es in Nachrichten und Berichten aber gerne, um Informationen trotz unklarer Faktenlage dennoch zu veröffentlichen. Es suggeriert, die behauptete Tatsache sei schon richtig, wenngleich die Quellen ihre Wahrheit noch nicht hinreichend erhärten.
Mitunter verwenden Nachrichtenredaktionen das Wort „offenbar“ bei der Weitergabe von Informationen aus anderen Medien. Hier müssten sie eigentlich „Medienberichten zufolge“ schreiben, doch „offenbar“ ist kürzer und griffiger. Zudem vermeidet die Redaktion damit das Eingeständnis, dass andere schneller waren als man selbst.
Oft steht „offenbar“ aber auch für „ungeprüften Aussagen zufolge“ oder kurz für „vermutlich“. Auch damit wird die leserschaft auf unlautere Weise in die Irre geführt.
Seriöse Nachrichtenredaktionen sollten auf das wort „offenbar“ deshalb ganz verzichten. Die starke Häufung dieses Worts in der Berichterstattung gerade bei audiovisuellen Medien ist ein Offenbarungseid, da dieses Wort unsaubere Arbeit vertuscht. Offenbar gibt es davon heutzutage viel zu viel.

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