Deniz Yücel ist nun in Berlin: Freiheit für Presse und Wissenschaft in der Türkei!

Deniz Yücel ist frei. Am Abend des 16. Februar 2018 landete eine Chartermaschine des Springer-Verlags mit dem Welt-Korrespondenten an Bord in Berlin.
Gern hat der – im hessischen Flöhrsheim geborene – Journalist die Türkei nicht verlassen. Ihn schmerzt, dass weiterhin mehr als 150 Journalisten in der Türkei im Gefängnis sitzen. Gerade erst am Tag seiner Freilassung wurden sechs Journalisten wegen angeblicher „Terror-Propaganda“ zu lebenslanger Haft verurteilt.
367 Tage hat Yücel in der Türkei ohne Anklage im Gefängnis gesessen. Der Jahrestag seiner Inhaftierung am 14. Februar hat eine Welle der Solidarität mit dem Korrespondenten der „Welt“ hervorgebracht. Fast immer bezogen Solidaritätserklärungen dabei auch die anderen Inhaftierten mit ein.
Gerade deswegen ist es gut, dass Yücel nun wieder in Deutschland lebt. Hier kann er sich für seine Kollegen in der Türkei wirkungsvoller einsetzen als in einem türkischen Hochsicherheitsgefängnis.
Mutig bewies er aber auch dort schon Haltung. So erklärte Yücel, für einen „schmutzigen Deal“ im Austausch für Waffenlieferungen stehe er nicht zur Verfügung.
Bundesaußenminister Sigmar Gabriel behauptete am Freitag (16. Februar), im Zusammenhang mit der Freilassung des deutsch-türkischen Journalisten habe es „weder saubere noch schmutzige Deals“ gegeben. Ob es nicht vielleicht doch bald wieder Waffenlieferungen und Rüstungsgeschäfte mit der Türkei geben wird, bleibt allerdings abzuwarten.
Bekannt geworden ist, dass Gabriel sich zweimal vertraulich mit dem türkischen Staatspräsidenten Rezep Tayb Erdogan getroffen hat. Zudem hat er seinen türkischen Amtskollegen Mevlüt Çavusoglu zu einem Privatbesuch in seiner Wohnung nach Goslar eingeladen und ihm einen privaten Gegenbesuch in Antalia abgestattet.
Auch der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder soll bei Yücels Freilassung vermittelt haben. Geheimdiplomatie brachte letztlich den Erfolg. Welche Zugeständnisse die deutschen Staatsvertreter dabei der türkischen Regierung gemacht haben, wird wohl auf längere Sicht geheim bleiben.
Doch vor allem der große öffentliche Druck hat Yücels Freilassung erreicht. Weder die Bundeskanzlerin Angela Merkel, noch alle anderen parteien im Deutschen Bundestag mit Ausnahme der AfD konnten sich diesem Druck entziehen. Was der AfD-Vorsitzende Jörg Meuthen zur Freilassung des Journalisten gesagt hat, entlarvt den Rechtspopulisten als menschenverachtenden Feind der Meinungsfreiheit, hoffte er doch, dass Deniz Yücel „im Gefängnis zur Besinnung gekommen“ sei.
Wichtig ist gerade auch deswegen, dass demokratisch gesinnte Menschen in Deutschland ihren Blick nun nach vorn richten: Der Einsatz für die gut 150 inhaftierten Journalisten, für Wissenschaftler, Juristen und Bürgerrechtler muss weitergehen. Weitergehen muss auch der Druck auf die Türkei, das Militär aus Afrin und kurdischen Gebieten innerhalbb der Türkei zurückzuziehen.
Bei diesem Engagement könnte Deniz Yücel eine wichtige Rolle übernehmen. Als Symbolfigur steht er für Haltung und den Drang nach Freiheit. Schön wäre, wenn sehr viele Menschen an seiner Stite stünden und mit ihm für eine demokratische Türkei einträten.

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